Für eine Kreuzfahrt bereitet man sich völlig anders vor als für
eine Individualreise. Alles ist vorbestimmt: Bereits mit der Buchung
steht fest, welche Kabine man bewohnen wird, und diese kann im Internet
besichtigt werden. Aus dem Fernsehen und von erfahrenen Kreuzfahrern
weiss man: Es braucht legere Garderobe, Schuhwerk, das auf feuchten,
glitschigen Planken nicht versagt, und auch Elegantes, denn man hat
tagein tagaus Zeit um zu sehen und gesehen zu werden.
Wir packen, bereiten uns vor und besprechen jedoch bereits die
nächstjährige Reise, welche wir wieder als Individualreisende in
Amerika verbringen werden. Ausserdem nehmen wir uns vor, alles, einfach alles zu geniessen, was uns
diese Kreuzfahrt bieten wird. Der Name lautet: Die verschiedenen
Gesichter Europas.
Das Einchecken am Flughafen verläuft bei Kurzflügen gleich wie bei
Langstreckern. Wir fliegen mit der KLM nach Amsterdam. Endlich bekomme
ich so eine KLM-Tasche, wie wir sie als Kinder stets respektvoll
bewunderten... Das ist leider ein Irrtum: Heutzutage gibt die KLM keine
Taschen mehr an Passagiere ab. Der junge Mann am Schalter schaut schräg
auf die Waage, sagt aber nichts zum deutliche Übergewicht meines
Gepäcks.
Am Flughafen Schipool in Amsterdam sehe ich den ersten Posten „Costa"
noch bevor wir das Gepäck an uns nehmen. Ich sage guten Tag und nenne
unseren Namen. Freundlich zeigen sie in Richtung Gepäckausgabe,
Zollabfertigung und Ausgang; dort würden wir von weiteren
Costa-Vertretern empfangen. Das Empfangsaufgebot ist beeindruckend.
Nach dem bequemen Transfer gelangen wir zur Einschiffung, ohne dass
uns das Gepäck noch hätte kümmern müssen.

Wir schiffen ein, zum ersten Mal in unserem Leben.
Luxus pur, Du hast uns voll und ganz! Uns und etwa fünfhundert
Italiener, die sich sippenweise auf dem Schiff aufhalten, dann noch gut
dreihundert Leute anderer Nationen. Überall reichlich Besatzung, alles
freundliche Menschen.
Die Zeiten der strengen Benimmregeln sind längst vorüber, da wird
gedrängelt und geschubst und die italienischen Jugendlichen auf dem
Schiff benehmen sich laut und ungeniert. Wir werden unsere ruhigen
Plätze zum Verweilen auf dem Schiff schon noch finden.
Jedermann an Bord muss mit Überlebensweste zur Rettungsübung
erscheinen. Die Instruktionen sind ähnlich wie jene, die jeweils im
Flugzeug abgegeben werden.

Rettung in Ehren, ich aber verliere einen meiner goldenen Ohrringe.

Nun sind wir Cruise-tauglich.
Die Vorbereitungen sind in vollem Gange: Das Schiff wird demnächst
in See stechen.
Noch sind wir in Amsterdam:



Nachdem ein Schlepperboot der grossen Costa Allegra beim
Wendemanöver behilflich war, zieht sie begleitet vom Schlepper und
einem Löschboot durch den Hafen in den Nordseekanal. Mit grossem Tuten
verabschieden sich die Costa Allegra und das Löschboot voneinander, das
Löschboot lässt zum Abschied einen Springbrunnen los.
Das Schiff muss durch die Schleuse von Ijmuiden in die Nordsee und
von da Kurs nach Dover nehmen. Nach dem Passieren der Schleuse
verabschiedet sich der Schiffslotse auf der Costa und besteigt das
Schleppboot, das ihn nach Amsterdam zurück bringt. Tags darauf nach dem
Aufstehen hat der Kahn bereits angelegt und die weissen Klippen und das
Castle von Dover begrüssen uns:
